Das Alter zwischen Wurzeln und Flügeln

Kindern Flügel geben und Wurzeln - wie wir das Alter zwischen Loslassen und Halt geben begleiten

Wo ist die Zeit geblieben? Sieben und fünf Jahre sind die Hauptstadtkinder inzwischen und mit jedem Tag, der vergeht, sind sie wieder ein Stück selbständiger und größer geworden. Großartige große Kinder.

Ich habe die Baby- und Kleinkindjahre der beiden geliebt. Sehr sogar. Und ich habe viele Momente in mich aufgesogen, sie bewusst in meinem Herzen festgehalten. Wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich den Haupstadtsohn wieder mit breitem Grinsen um die Ecke krabbeln, dann kann ich fühlen, wie die Hauptstadttochter auf meinem Bauch einschläft und dann trage ich sie nochmal in der Wohnung umher. Die Zeit war intensiv und die Erinnerungen sind präsent, und das hilft mir sehr, mich nun auf den neuen gemeinsamen Abschnitt einzulassen. Zwar gehe ich mitunter noch wehmütig durch die Babyabteilung im Drogeriemarkt, aber dann ist es auch wieder gut. Weil ich diese Zeit mit meinen Kleinen wie einen großen Schatz in mir trage, der uns als Familie ein so starkes Fundament geworden ist.

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel“, so brachte es Johann Wolfgang von Goethe vor vielen Jahren auf den Punkt.

Und hier stehe ich nun, noch nicht an einem Wendepunkt, aber doch in einer Übergangszeit. Die Wurzeln wachsen und auch wenn wir Eltern den ein oder anderen Knick in diesem Wachstum ausgelöst haben oder miterleben mussten, so sind die Wurzeln doch tief und verzweigt. Jeden Tag von nun an geht es ein Stück mehr um die Flügel.

Kindern Flügel geben und Wurzeln - wie wir das Alter zwischen Loslassen und Halt geben begleiten.

Die Kinder wachsen – und wir als Eltern ebenso

Und die Flügel werden täglich stärker. Momentan erwische ich mich oft dabei, wie ich empfinde, welch großartiges Alter die Kinder gerade haben. Der 7jährige ist wieder viel ausgeglichener als noch vor einem Jahr. Die Wutanfälle und Tränen, die mit dem Schulstart einhergingen, sind überwunden. Die 5jährige, die zu Hause eben immer die jüngste ist, ist in der Kita nun eine der Großen. In ihrer Rolle als Vorschulkind wächst sie zusehends, sie sprudelt vor Geschichten und Einfällen und geht für ihr Alter sehr intensive und gewachsene Freundschaften ein. Heute übernachtet sie das erste Mal bei einem Freund und ist aus dem Häuschen vor Freude. Sie sind großartige große Kinder und ermöglichen es mir, mich als Mutter auch wieder neu zu finden, weiterzuentwickeln und die eigenen Flügel wieder zu putzen.

Manches wird einfacher

Letzte Woche waren wir in einem Kindercafé verabredet, mit einer Freundin, die mich schon seit der Babyzeit begleitet. Schon oft haben wir uns in diesem Café getroffen. Früher war ich schon k.o., als wir dort ankamen. Mit Baby und Kleinkind in die U-Bahn, noch ein Laufrad tragen und trotzdem scheint der Weg von der Haltestelle zum Café für die Kinderbeine zu weit. Nun fuhren wir entspannt hin, im Café angekommen liefen beide Kinder sofort in den Spieleraum und ich konnte in Ruhe plaudern und Kaffee trinken. Vor einiger Zeit noch undenkbar.

Neue Ruhe

So sehr ich es manchmal auch genieße: nicht immer fällt es mir leicht, so in Ruhe gelassen zu werden. Wenn ich am Wochenende morgens die Kinder in ihrem Zimmer Lego bauen höre, dann wünsche ich mir mitunter, wieder kleine Trappelschritte zu hören. Es gibt sie noch, die Momente, in denen ein Kind zum Kuscheln ins Bett kommt, aber sie werden langsam abgelöst von jenen, in denen ein Kind die Schlafzimmertür nur aufreißt, um HUNGER zu rufen. Auch hier wird die Übergangszeit so deutlich. Sie bringt Schatten und Licht. Länger schlafen, ein Toast mit Marmelade geschmiert vom Sohn gebracht bekommen, außen vor sein. Es gehört zusammen.

Beim Wachsen begleiten - das besondere Alter zwischen Loslassen und Halt geben

Neue Aufgaben

Fünf und sieben Jahre lang sind wir zusammengewachsen und haben unsere Wurzeln ausgebildet. Wie verschiebt sich meine Rolle als Mutter nun mit der Zeit? In der Anfangszeit reicht eine Wolke aus Liebe aus. Vor allem mit der Schule verschiebt sich vieles. Plötzlich bin ich diejenige, die auf Hausaufgaben besteht, obwohl das Kind darüber wütet. Plötzlich gerate ich an Zweifel, welche Förderung notwendig ist und welche nur Qual. Mitunter fehlt der Einblick und dann wieder ist die sonst so präsente Intuition zu leise geworden. Wir werden uns wiederfinden.

Ein großartiges Team

Neben diesen Zweifeln, neben dem Spagat zwischen Loslassen und Halt geben, neben neuer Ruhe und weiterhin keiner freien Minute bringt diese Zeit vor allem eines: Spaß! Der Hauptstadtsohn und ich rasen mit Mario Karts um die Wette, die Hauptstadttochter und ich erzählen uns gegenseitig Geschichten, wir alle verreisen gemeinsam, wir geben uns Raum und kletten aneinander. Im Supermarkt schmeißt sich niemand auf den Boden. Und doch sorgt ein in den Einkaufswagen gelegtes Überraschungsei noch für spontane Freude. Langsam finde ich wieder Energie und Zeit für ganz eigene Dinge, für neues Lernen und alte Freundschaften. Und auch wenn wir uns alle in eine eigene Richtung entwickeln, so bilden wir mit unseren Wurzeln doch eine fest verbundene Einheit.

Das Leben mit Euch ist großartig.

Eure Svenja

Linktipp:

Es ist gerade sooo ein schönes Alter – denkt Ihr das bei Eurem Kind auch gerade? Wiebke vom Verflixten Alltag hat unter diesem Titel die Begründungen von Eltern auch für andere Altersstufen gesammelt, von frisch geboren bis fast erwachsen.


Möwe, Wald und Blumentopf Bilder von pixabay.com

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Vielen Dank fürs Teilen <3

8 Gedanken zu „Das Alter zwischen Wurzeln und Flügeln“

  1. Wow, so ein schöner Text! Das glaube ich, dass du die kleinen Trappelschritte vermisst. Aber die neu gewonnene Ruhe ist bestimmt auch fein…Dein Text zeigt mir auch, dass diese Kleinkind-Zeit so schnell vorbei geht und man sie viel mehr genießen sollte, auch wenn es manchmal schwer fällt…

    Alles Liebe
    Natalie

    1. Liebe Natalie, vielen Dank! Keine Zeit lässt sich immer genießen und viele Momente sind ja auch kräftezehrend.Und doch hast Du recht, die Zeiten gehen schnell vorbei und sie haben dabei eben viel Wunderbares. Liebe Grüße!

  2. Oh ja, das kann ich so gut verstehen, vieles geht mir ähnlich. Oder vielleicht genieße ich es sogar noch mehr als Du, weil ich die Baby- und Kleinkindzeit nie gemocht habe.
    Mit meinem Großen (knapp 7) kann man schon soviel machen, das ist echt toll! Mit der Kleinen (4 3/4) ist vieles noch schwierig, was mit dem Großen in dem Alter nicht mehr schwierig war, aber ich denke, es dauert nicht mehr lange, und auch ihre Zeit wird kommen. Ich freue mich drauf!
    Liebe Grüße!

    1. Man kann mit den Großen so viel unternehmen und sie möchten genau das auch noch – das ist wirklich schön. Lieben Dank für Deinen Kommentar!

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