Schreckmoment: Was, wenn uns als Eltern etwas zustößt?

Blogparade Schreckmoment

Weniges eint Eltern so sehr wie die Sorge um ihre Kinder. Wir diskutieren über verschiedene Formen der Erziehung und Betreuung, über kontroverse Familienbilder und darüber, wo unsere Kinder am besten aufwachsen. Aber sobald unsere Kinder in Gefahr sind, kennen wir alle nur diese unendlich große Angst.

Johanna vom Blog Elternkram musste auch einen großen Schreckmoment erleben, als ihr kleiner Sohn ein abgerissenes Stück einer Hirsekringeltüte nicht mehr aus dem Rachen bekam und sie den Rettungswagen rufen musste. Johanna, ich bewundere Dich dafür, wie besonnen Du reagiert hast!

Vor diesem Hintergrund rief Johanna die Blogparade Schreckmoment ins Leben. Auf vielen Blogs erzählen Eltern, wie sie Schreckmomente gelöst haben und diese Berichte können uns allen helfen, im Umgang mit schwierigen Situationen Ruhe und Stärke zu gewinnen.

Sicherheit zu zweit

Auch ich habe mit meinen Kindern schon schlimme Schreckmomente erlebt. Momente, in denen sie draußen plötzlich nicht mehr auffindbar waren oder der wohl schlimmste Moment, in dem wir ganz plötzlich einen Arzt für meine Tochter benötigten. Ich kann Euch von diesen Momenten keine Tipps aufschreiben, denn sie waren so furchtbar, dass das einzige, was ich richtig machte, war, meinen Mann die Situation retten zu lassen und selbst auf das zweite Kind aufzupassen. Ja, ich war in Panik und mein Fels in der Brandung konnte reagieren. Es war Glück, dass wir in diesen Situationen zu zweit waren.

Aber was passiert, wenn es plötzlich so aussieht, als würde ich diesen Fels verlieren und die Kinder ihren Vater? Diesen Schreckmoment möchte ich mit Euch teilen.

und plötzlich allein: Partner auf der Intensivstation

Ich war mit den Kindern (damals 1 und 3 Jahre) für ein paar Tage zur Oma gefahren. Mein Mann hatte sich auf ein paar freie Tage gefreut, aber aus dieser Erholung sollte nichts werden, denn er wurde krank. Am Samstag, als wir nach Hause fahren wollten, telefonierten wir morgens und mein Mann erzählte mir, dass er einen Arzt gerufen hatte. Dieser würde ihn mit ins Krankenhaus nehmen. Auch als er dort über Nacht bleiben sollte, war ich relativ gelassen, denn so würden wir uns wenigstens nicht an dem hohen Fieber anstecken.

Am nächsten Tag besuchte ich den Hauptstadtmann mit den Kindern im Krankenhaus. Wir scherzten und die Kinder freuten sich, ihn zu sehen. Bis der Arzt ins Zimmer kam und sagte: „Wir müssen Sie auf die Intensivstation verlegen.“ Ich erinnere mich an das deutliche „sofort“ des Arztes, eine irgendwie geartete Erklärung blieb aus. Innerhalb von 5 Minuten stand ich mit zwei kleinen Kindern vorm Krankenhaus, wusste nicht, was los war und hatte irrsinnige Angst.

Punkt 1: Hol Dir Hilfe, zur Not mit Nachdruck

Zu Hause angekommen merkte ich schnell, dass ich vor Sorge durchzudrehen drohte. Und auch wenn der Notfall meinen Mann betraf, war es für mich vor allem ein Schreckmoment als Mutter. Denn beherrschend war die Angst, dass meinen Kindern von jetzt auf gleich ein Schmerz aufgebürdet wird, der für immer zu groß und zu tief sein würde.

In diesem Moment konnte ich nicht vernünftig für die Kinder da sein, die in ihrem Alter die Situation noch nicht erfassten. Und ja, das ist in Ordnung, es gibt Situationen, in denen man Hilfe braucht. Erst telefonierte ich herum und viele waren weiter weg, hatten keine Zeit, was weiß ich, bis ich wirklich deutlich sagte: Es geht hier nicht, Ihr müsst herkommen. Und den Freunden, die genau darauf sofort reagierten, bin ich heute noch von Herzen dankbar.

Punkt 2: mit Kindern zu Besuch ins Krankenhaus?

Zum großen Glück erreichte uns relativ schnell die Entwarnung und ich konnte aufatmen, dass keine Lebensgefahr bestand. Jetzt war es für mich wichtig, mit den Kindern auch im Krankenhaus zu sein, damit sie ihren Vater besuchen konnten. Und ja, ein Krankenhaus ist vielleicht kein schöner Ort, aber macht ihn dazu, anstatt die Kinder fernzuhalten. Das, versteht sich hoffentlich von selbst, ist natürlich nicht allgemeingültig, sondern der Situation nach abzuwägen. Bei uns ging es schnell, dass wir zusammen in der Cafeteria Eis essen konnten, dem Zimmernachbarn etwas erzählen konnten, viel lachten.

Punkt 3: Alltag bewahren?

Das Krankenhaus dauerte vielleicht eine Woche. Ich bin weiter arbeiten gegangen und habe die Kinder zur Kita gebracht. Die Struktur des Alltags gab mir einen gewissen Halt. Allerdings bin ich leicht in Tränen ausgebrochen, auch das gehörte dazu. Wägt also sorgfältig ab, was Euch gut tut und lasst dementsprechend viel Alltag zu. Mir hat es schon unheimlich geholfen, dass mir jemand sagte „Du hast zwei kleine Kinder und der Vater liegt im Krankenhaus, ja, Du darfst in Tränen ausbrechen.“ Zumal meine Kräfte eh noch angegriffen waren, da ich erst relativ kurz aus der Elternzeit zurück in die Arbeit gekommen war. Dennoch hatte ich eigentlich das Gefühl, ich müsste stärker sein. Nein, das muss man nicht – und zugleich war ich genau darin doch so stark.

Punkt 4: Hilfe behalten

Als es eigentlich schon wieder ging, habe ich dennoch noch jede Hilfe angenommen, die mir angeboten wurde. Und sei es nur, weil mich manches so gefreut hat. Die Freundin zum Beispiel, die mit uns und zwei Kaffee auf dem Spielplatz saß, obwohl das ganz und gar nicht ihr Terrain ist. Diese Unterstützung machte mich sehr glücklich.

Punkt 5: Vorsorge treffen

Eltern im Krankenhaus sind ein Schreckmoment für die ganze Familie. Bei uns war es nur ein kurzer Schreck und alles ging gut aus. Aber dennoch, wir alle sind sterblich und das verdrängen wir gerne. Auf den Schmerz der Kinder kann und muss man sich nicht vorbereiten, aber derartige Geschichten mahnen zugleich auch immer, ordentlich in Papieren, Absprachen, Regelungen zu sein für Notfälle. Ich gebe zu, das sind wir nur bedingt.

In diesem Sinne: ich wünsche Euch, dass Ihr gesund bleibt (oder werdet!)

Eure SvenjaUmgang mit Schreckmomenten: Was hilft, wenn ein Elternteil plötzlich ins Krankenhaus kommt.

Vielen Dank fürs Teilen <3

7 Gedanken zu „Schreckmoment: Was, wenn uns als Eltern etwas zustößt?“

  1. Liebe Svenja,
    ich bin wirklich froh für dich, dass alles gut ausgegangen ist. Und, klasse wie du hier andere bestärkst sich in solchen Situationen auch Hilfe zu holen. Liebe Grüße, Ella

    1. Liebe Ella, vielen Dank! Man sagt sich vielleicht zu oft „da muss ich durch“, anstatt andere um Hilfe zu bitten. Aber die Hilfe ist so wichtig und heilsam. Liebe Grüße!

  2. Puh, ich kann mir vorstellen, dass das ein ziemliche aufreibende Zeit war. Zum Glück lief alles gut.
    Und sich Hilfe holen ist ganz wichtig, gerade weil für die Kinder das Leben weiter geht und man das plötzlich allein nicht so einfach regeln kann.

    Ich habe erst vor ein paar Tagen etwas gelesen, dass mich daran erinnerte, dass es gut ist, einiges zu regeln für Notfälle.

    Liebe Grüße, Lara

    1. Liebe Lara, danke Dir! Vermutlich kann man sich auf Notfälle nie richtig vorbereiten, aber allein schon Ordnung in den Unterlagen und ein paar wichtige Absprachen können hilfreich sein. Ich sollte mich auch daran setzen, ich verschiebe es zu oft. Liebe Grüße!

  3. Hallo Svenja,
    puh, was für ein Schreck! Gut, dass er nur von kurzer Dauer war und es deinem Mann wieder besser geht.
    Diese Schreckminuten kenne ich mit zwei Kindern natürlich auch. Das sind Minuten, in denen plötzlich das ganze Leben aus den Fugen gerät und man zum einen erstmal funktioniert bzw. funktionieren muss, und sich dann die Banalitäten des Alltags wieder zurückwünscht. Streitende Kinder, Stress auf der Arbeit, unordentliche Kidnerzimmer? Gerne, wenn es nur dem Kind, dem Partner oder einem selbst ganz schnell wieder gesundheitlich besser geht!
    Bis jetzt ist immer alles gut ausgegangen und ich hoffe, dass das noch seeeeehr lange so bleiben wird.
    Liebe Grüße an dich und deine Familie!
    Tanja

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