3 Dinge in 3 Kurzgeschichten: Was ich von meinen Kindern gelernt habe

meine schönsten Kurzgeschichten

Oft sind es kurze Momente mit meinen Kindern, die noch lange in mir nachklingen. Sätze, die etwas in mir bewegt haben und die mir zeigen, welche Lebensweisheit Kinder uns vemitteln, wenn wir dafür offen sind. Meine schönsten drei Alltagsgeschichten der vergangenen Zeit habe ich für Euch aufgeschrieben. Sie behandeln drei Themen, die mir die Hauptstadtkinder ganz unvermittelt nahe gebracht haben: Leichtigkeit, Gelassenheit und Erwachsensein.

1. Leichtigkeit

Die Hauptstadttochter sitzt am Frühstückstisch und sie möchte mir etwas zeigen. Dabei reißt sie ihre Müslischüssel um, der gesamte Inhalt fällt auf sie. Es ist Freitagmorgen. Ich bin zerrissen zwischen der angestauten Müdigkeit der Arbeitswoche und der Aussicht, dass das Wochenende schon in greifbarer Nähe ist. Jetzt sehe ich die Tochter, die Möbel und den Küchenfußboden voller Milch und Haferflocken und bin auch noch zerrissen zwischen Weinen und Lachen.Leichtigkeit lernen

Wie entscheidet sich meine Tochter? Sie lacht. Ich lache auch. Sie zieht Ihre Milch-Haferflocken-Klamotten aus und sagt „Heute ist der schönste Tag meines Lebens!“. Und ich kann nicht umhin, sie genau dafür zu bewundern und zu lieben. Ja, Dinge gehen schief und es ändert nichts, wenn wir sie schwerer nehmen als nötig.

2. Gelassenheit

Die Hauptstadttochter und ich fahren mit dem Bus durch Berlin. Wir haben einen tollen Ausflug gemacht und sie ist etwas müde. Wir teilen uns vorne den ersten Platz und schauen kuschelnd aus dem Fenster. Gegenüber auf dem zweiten vorderen Einzelplatz sitzt eine Frau um die 30, sie macht einen fitten Eindruck.

An einer Bushaltestellte steigt ein alter Mann ein, er geht am Stock und auch das fällt ihm nicht sehr leicht. Der Bus ist inzwischen voll. Der Mann bittet die Frau auf dem Einzelplatz freundlich, ihm ihren Sitzplatz zu überlassen. Sie antwortet mit nö, das müsse sie nicht. Ihr Platz sei nicht für Behinderte gekennzeichnet. Ich sage der Frau, das müsse sie sicher nicht, aber sie könne es, es sei ein Gebot der Höflichkeit. Die Antwort ist Schnauben.

Ich packe mein müdes Kind, den Rucksack, einen gesammelten Ast und das Kuscheltier zusammen unter meinen Arm und wir überlassen dem älteren Herrn unseren Sitzplatz. Eine unbeteiligte Dame bedankt sich bei uns. Etwas weiter hinten finde ich einen neuen Sitzplatz für meine Tochter, neben einem jüngeren Mann, der es sich nicht nehmen lässt, mir nun seinen Platz anzubieten. Entweder, damit wir zu zweit sitzen können oder weil mich meine Wut so alt aussehen lässt. Denn ich bin wütend, sehr sogar.Gelassenheit lernen

Als wir aussteigen, erkläre ich meiner Tochter, warum mich die Frau so wütend gemacht hat. „Aber ich mache Dich glücklich“, ist die Antwort meiner Tochter. Und auf einen Schlag ist mein Ärger vorbei. Ja, es gibt Menschen, deren Verhalten mich unglaublich ärgert. Aber warum hängt meine ganze Energie bei dieser einen Person, anstatt bei denjenigen, die so freundlich waren? Ich will mich viel mehr und gelassener auf all jene konzentrieren, die mich glücklich machen.

3. Erwachsensein

Ein ganzer Tag lief nicht besonders gut und der nächste stand mir auch bevor. Ich musste wichtige Telefonate erledigen, vor denen ich mich heute gedrückt hatten und die morgen aber keinen Aufschub mehr dulden würden. Und ehrlich? Ich hatte Angst davor. Darüber sprach ich mit meinen Kindern jedoch nicht, sondern wir verbrachten einen normalen Nachmittag und abends brachte ich die beiden dann ins Bett. Unvermittelt fragte mich der Hauptstadtsohn: Hast Du Schiss, Mama?

Entschuldigt das Vokabular. Wir sangen gerade gerne das Lied „Ein bisschen Schiss hat jeder mal“, in dem es darum geht, dass alle mal Angst haben, auch wenn sie es nicht zugeben. So wie ich heute? Mein Sohn, Du nimmst so unwahrscheinlich viel wahr mit Deinen feinen Antennen. Ich erklärte also dem Haupststadtsohn kurz, was mir Sorgen bereitet. Er wollte es genauer wissen, denn „dann kann ich das für Dich machen, Mama!“was ich von meinen Kindern gelernt habe

Das war der Moment, in dem mir klar wurde, das sollte hier gerade genau andersherum laufen. Schließlich bin ich die Mutter und er der Sohn. Ich muss aufhören, mich vor unliebsamen Dingen zu drücken und selbst der Fels werden. Und plötzlich erschien mir genau das auch viel leichter. Sein Angebot rückte die Rollen wieder zurecht. „Vielen Dank, aber das ist meine Aufgabe, das mache ich morgen schon.“ Und so bin ich mit 40 doch noch ein Stück erwachsen geworden.

Leichtigkeit, Gelassenheit, Erwachsensein. Habt Ihr von Kindern in letzter Zeit auch etwas neu gelernt? Dann freue ich mich über einen Kommentar. Eure Svenja


Titelbild und roter Wutball von pixabay.com

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5 Gedanken zu „3 Dinge in 3 Kurzgeschichten: Was ich von meinen Kindern gelernt habe“

  1. Die Erkenntnis, dass ich einfach aufhören kann, mich zu ärgern, hat mein Leben verändert. Natürlich gelingt das nicht immer und das muss es auch nicht. Allein das Wissen, dass es ein Stück weit meine Entscheidung ist… entspannt doch sehr!
    Da erkenne ich mich sehr in deiner Gelassenheits-Geschichte

    1. Danke für Deine Beschreibung, sie ergänzt den Punkt wirklich gut. Ja, ein Stück weit unsere Entscheidung… LG, Svenja

  2. Liebe Svenja ein ganz wunderbarer Beitrag, ich bin ganz gerührt. Frage mich aber auch wann ich die Gelassenheit und Leichtigkeit unterwegs verloren habe. Da arbeite ich jetzt dran – zum Glück hat meine ganz große Tochter noch eine ziemliche Menge Gelassenheit, da kann ich lernen. Ich freue mich auf deinen nächsten Beitrag. Herzlich Kristin

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