Lasst uns wohnen!

Bausünde neben Hundertwasser

Wohnraum ist in unseren Städten knapp und teuer geworden. Quadratmeter sind das neue Luxusgut Berlins und schlagen immer tiefere Gräben in unsere Gesellschaft, während der Senat der Stadt weiterhin halbherzig diskutiert und über alle sozialen Ungleichheiten den Mantel des „arm aber sexy“ legt. Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum, gerade für Familien. Ja! Aber dieser Wohnraum muss anders gestaltet sein als bisher. Mehr grün! Mehr Miteinander! Neu vernetzt! Ein Plädoyer für ein Umdenken: familienfreundliche Städte braucht das Land!

Wie es war und ist

Ich bin in einem klassischen Vorort aufgewachsen und wie nahezu alle meiner Freunde wohnten wir in einem eigenen Haus. Mein Jugendzimmer war gefühlt halb so groß wie die Wohnung, in der ich heute mit meiner Familie wohne. Zu viert in drei Zimmern ist es nicht immer einfach, man muss erfinderisch sein und miteinander sehr respektvoll, um jedem die Möglichkeit zu geben, auch mal für sich zu sein. Aber wenig Platz bringt uns auch dazu, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und nicht dies und jenes anzuhäufen. Immer neue Kompromisse zu schließen. Es reist sich besser mit leichtem Gepäck, nach wie vor stimmig. Der knappe Wohnraum in Städten führt dazu, dass wir vieles aus unserem traditionell gewohntem Familienleben neu überdenken müssen, Vor- und Nachteilen eines engen Zusammenlebens erfahren.

Was wir wirklich brauchen: Familienfreundliche Städte

Ich brauche kein Schloss und keinen Rosengarten. Mir reicht ein Badezimmer zum Putzen. Aber auch diese hinreichend vielen Quadratmeter müssen bezahlbar bleiben, in einer bunten Nachbarschaft. Und so richtig gut werden Wohnungen erst, wenn die Umgebung Teil des Wohnens werden kann. Wenn wir Plätze haben, an denen wir uns begegnen können, Kindergeburtstage mit einer ganzen Horde Kinder feiern können, Fußball nicht nur schauen, sondern auch spielen können. Neben einer sozial gesteuerten Mietpreisentwicklung sind daher diese meine fünf dringendsten Forderungen an ein wohnenswertes Berlin:

  1. Schafft Gemeinschaftsgärten! Dachgärten für alle und wilde, kleine Gärten statt noch eine Flächenversiegelung mehr.
  2. Mehr Spielstraßen! Legt Hauptachsen in der Stadt fest, auf denen man schnell von A nach B kommt, aber hört auf, die ganze Stadt dem Autoverkehr anzupassen. So viele Straßen hier werden nur für die Parkplatzsuche durchfahren, lasst uns die lieber zum Laufradfahren, Kaffeeklatsch und Kreidemalen nutzen. Und die Parkplätze? Weniger Autos, mehr Carsharing. So schlicht! Aber bitte nicht nur smarts, die sind so unpraktisch mit zwei Kindern.
  3. Damit einhergehend: freier öffentlicher Nahverkehr für ALLE! Zu teuer? Da hätte ich einen Tipp. Hat mit Steuergeldern und nicht existenten Flughäfen zu tun. Aber pssst, verrate ich nicht.
  4. Spielplätze sollen Spielplätze sein! Klingt erst mal logisch, oder? Aber ist leider nicht mehr der Normalfall. Entweder die Spielgeräte werden unter fadenscheinigen Gründen abgebaut und es wird um den Grund und Boden gefeilscht oder es werden tatsächlich neue Spielgeräte aufgebaut, die stylisch, modern und zum Klettern völlig ungeeignet sind.
  5. Farbtöpfe! Hier werden sich die Geister scheiden, aber ich plädiere für bunt. Der Hauptstadtsohn zum Beispiel möchte gerne in einem anderen Haus wohnen, weil unseres nicht blau ist. Ich kann es verstehen. Jemand anderes hat vielleicht gerne ein schlichtes Gemäuer. Kann man hier Kompromisse schließen?
Familienfreundliche Städte
Bunte Häuser, bunte Städte, Platz zum Spielen

* dieser Beitrag wurde unter anderem inspiriert von Dachgärten für alle und zwei Häusern der Stadt Wien. Was inspiriert Euch? Was ist Eure Forderung an ein neues Berlin?

Ich schließe halb die Augen wie beim Bilderkriegen und sehe die Häuser dunkelbunt statt häßlich hell und grüne Wiesen auf allen Dächern anstelle von Beton.

Dunkelbunt bedeutet:
In reinen, starken, leuchtend tiefen Farben
etwas traurig wie an einem Regentag.

Friedrich Hundertwasser

Plädoyer für ein Umgestalten der Städte - bunt, gemeinsam, familienfreundlich

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2 Gedanken zu „Lasst uns wohnen!“

  1. Ein toller Beitrag!

    Ich würde mehr Grünflächen auch hier in Graz sehr begrüßen. Bei Neubauten könnte man ja auch mal darauf achten, Balkonen etwas mehr Tiefe zu geben damit man draußen gemütlich grillen kann. Grundsätzlich würd ich mir für jede Wohnung, egal wie groß sie ist, einen Balkon wünschen. Das macht eine Wohnung gleich so viel gemütlicher, wenn man ein bisschen „Auslauf“ hat.

    Und Schluss mit diesen Einheitsbauten, die sind ja wirklich scheußlich. Vielleicht mal etwas kreativere Architekten engagieren oder die Bewohner ins Anmalen einbinden. Ich hätte nichts gegen ein paar Hundertwasser-inspierierte Häuser mehr in der Stadt.

    Liebe Grüße, Daniela

    1. Liebe Daniela, vielen Dank! Stimmt, Balkone und ein bisschen bunter, schon ist viel gewonnen. In Graz war ich leider bisher noch nicht, liebe Grüße dorthin!

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