Perspektivenwechsel

Kletterbaum

Nicht, dass ich meinem noch so jungen Blog seine Daseinsberechtigung gleich absprechen möchte – aber eine Frage möchte ich heute doch in den Raum stellen: Machen wir Eltern uns zu viele Gedanken über das „wo“?

Ich bin in einer Großgemeinde aufgewachsen, ein Platz zwischen Stadt und Land sozusagen. Zum Studieren bin ich in die Stadt gezogen und zum Weiterstudieren in die noch größere Stadt. Dann begab ich mich auf Jobsuche und konnte in Berlin bleiben. Das war toll und praktisch, aber ich wäre auch fast überall anders hingezogen, um dann doch mal eigenes Geld zu verdienen. Die Frage ob städtisch oder ländlich stellte ich mir nicht, keiner stellte sie mir und in meinem Freundeskreis tauchte diese Frage auch nicht auf. Wir wohnten, wo sich ein Job fand.

Und dann wurde ich Mutter. Viele Freundinnen und Freunde bekamen ebenfalls Kinder und ich lernte neue junge Eltern kennen. Und plötzlich stand bei uns allen diese eine Frage im Raum:

„Bleibt Ihr hier wohnen?“

Die meisten blieben, aber die wenigsten von uns mit einem klaren Ja als Antwort. Die ersten Familien zogen wirklich aufs Dorf, andere fanden ihren Kompromiss mit einer Wohnung in einem neuen, ruhigeren Bezirk. Und wir im immerhin bürgerlichen und doch ein klein wenig auch spießigem Kreuzberg 61 stellen weiterhin die Argumente für und wider das Stadtleben zur immer wiederkehrenden Diskussion. Unnötigerweise?

Ich meine inzwischen, unsere Kinder finden ihre Nische und ihre Plätze, unabhängig davon, wo wir wohnen. Die Hauptstadttochter zum Beispiel ist am liebsten draußen, schon immer, seitdem sie selbst zur Tür krabbeln konnte sozusagen. Manchmal denke ich, sie wäre ein prima Dorfkind. Aber sie ist glücklich hier auf dem Spielplatz ums Eck, schaukelt für ihr Leben gern und rast mit dem Laufrad umher. Wäre sie wirklich in einer Umgebung mit Fluss, Feld und Wiese ein entscheidendes Stück „noch glücklicher“? Der Hauptstadtsohn zum Beispiel ist gerne drinnen und baut konzentriert technische Legowunder. Manchmal denke ich, er ist ein prima Stadtkind. Aber auf dem Dorf könnte er doch genauso Autos und Flugzeuge bauen, stimmt’s?

Sohn und Tochter haben in unserem Kiez zwei Kletterbäume. Einen im Garten der Kita und einen im Gleisdreieckpark. Das reicht zwar nicht, um ein Baumhaus darin zu bauen, aber es reicht, um ein Gefühl für Bäume und für Höhe zu entwickeln. Ist das mit zehn oder zwanzig Kletterbäumen anders? Nur muss man in der Stadt eben manchmal mit Überfüllung rechnen – gestern beim Abholen aus der Kita waren sieben Kinder im Baum…

Perspektivenwechsel von oben
Jeder findet seinen Platz.

Ob Stadt oder Land – die Unterschiede sind vielleicht gar nicht so entscheidend. Ob unsere Kinder glücklich aufwachsen, hängt nicht davon ab, wo wir wohnen, sondern wie wir sie in ihrer Umgebung begleiten, das wahrnehmen lassen, wofür sie sich interessieren und ihnen das zeigen, was uns selber wichtig ist.

Vielen Dank fürs Teilen <3

2 Gedanken zu „Perspektivenwechsel“

  1. Hallo
    Vielleicht kommt es aber auch darauf an wie es den Eltern damit geht, ob sich die Kinder damit wohl fühlen wo man lebt?
    Ich zum Beispiel fühlte mich in der Stadt immer unwohl. Zu laut, zu viel Trubel und zu viel Beleuchtung, ich fühlte mich eingeengt. Witziger Weise kam der Vorschlag von unserer ältesten Tochter irgendwann als wir mal wieder bei den Schwiegereltern auf der Terrasse saßen, warum wir nicht hier her ziehen.
    Und ich muss sagen für uns war es der richtige Schritt. Hier habe ich wircklich das Gefühl durchatmen zu können und fühle mich frei bei der weite um mich herum. Ich muss weniger arbeiten und wir können uns das hier leisten.
    Ich glaube die Kinder merken das die Mama hier entspannter ist. Die fühlen sich hier wohl.
    Liebe Grüße
    Desiree ( Familieoderchaoshochdrei)

    1. Hallo Desiree, wie schön, dass Ihr Euren Platz gefunden habt! Und ich glaube, Du beschreibst genau den Schlüssel dazu: auch als Eltern muss man sich außerhalb der Stadt wohler fühlen, ein Umzug nur für die Kinder geht meist schief. Du hast mir schon Lust gemacht, mal wieder außerhalb nach Wohnungen zu schauen. Nur zu schauen natürlich.

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