Wie ich einmal dachte, die Kinder seien nun groß genug, um entspannt mit ihnen zu verreisen

Zugfahren mit Kindern | Wie lustig oder stressig ist die Reise?

Ferien! Die Hauptstadtkinder und ich haben diese Woche frei und ich hatte keine Lust, in Berlin zu bleiben. Raus in die Welt und etwas erleben, befand ich, wäre eine bessere Idee. Zumal die beiden nun so groß sind, dass eine Reise alleine mit den beiden ganz entspannt wäre. Also buchte ich kurzerhand eine Ferienwohnung am Meer. Mit dem Zug ist die Ostsee sogar ohne umzusteigen zu erreichen. Ein Traum! Ein Traum?

Wie die Reise alleine mit zwei Kindern wirklich war, habe ich hier mal festgehalten.

Abreise nicht nach Drehbuch

1 Stunde vor Abfahrt: Ein großer Koffer ist gepackt, die Stofftiere im Handgepäck verstaut und das Zugticket ausgedruckt. Wir können gleich los. Nun, die Hauptstadttochter ist zunehmend blass um die Nase. „Mama, ich fühle mich irgendwie krank!“ Moment, das war so nicht vorgesehen. Hektisch krame ich das Fieberthermometer hervor, ergänze die (bisher nicht vorhandene) Reiseapotheke und schicke die Tochter noch eine halbe Stunde ins Bett. Fieber hat sie zum Glück keines.

Los geht’s. Na toll, Nieselregen in Berlin. Bis zur Bushaltestelle ist es zum Glück nicht weit. Ich stelle jedoch fest, dass ich mit einem großen Koffer den Kindern schlecht hinterherlaufen kann. Weder, als sie nach ganz hinten in den vollen Bus stürmen, noch, als wir das Gedränge des Hauptbahnhofs erreichen. Also rufen wir über Menschenmengen hinweg: Müssen wir hier aussteigen? Nein, ich sage Euch Bescheid. HIERBLEIBEN!

Am Bahnhof: Für längere Fahrten dürfen sich die Kinder immer ein Kinderheft aus dem Zeitschriftenladen aussuchen. Wir haben genügend Zeit, um alle Hefte sorgsam zu prüfen. Ich klopfe mir auf die Schulter. Und kaufe mir euphorisch selbst etwas zum Lesen. Unser Regionalexpress steht schon am Gleis und wir haben viel Zeit, uns einen guten Platz zu suchen.

Eine Zugfahrt, die ist lustig

Im Zug: Genau gesagt haben wir so viel Zeit, uns einen guten Platz zu suchen, dass die Zeit bis zur Abfahrt auch noch reicht, um a) die Hefte schon durchzublättern und b) fast alle Brötchen schon aufzuessen. Ich lasse eines als Notfallration zurück in der Papiertüte. Korrigiere kurz später: auch mein Brötchen ist vor der Abfahrt schon angebissen. Nicht von mir.

1 Minute Fahrt: Eine Durchsage kündigt Fahrplanänderungen mit Zugausfällen und Schienenersatzverkehr für die kommenden Tage an. Das wird spannend für die Rückfahrt. Heute wollen wir ja aber erst mal ankommen und der Zug fährt durch.

5 Minuten Fahrt: „Mama, was kann ich jetzt machen?“

30 Minuten Fahrt: Es geht doch! Beide Kinder lösen die Rätstel in ihren Heften und ich entspanne. Urlaubsgefühl, ich komme!

1:30 Stunden Fahrt: Noch nicht mal die Hälfte der Fahrt ist um, und unser Proviant wird schon knapp. Das ist der Nachteil, wenn man alles schleppen muss, ich habe am falschen Ende gespart. Aber Äpfel und Müsliriegel reichen noch fürs erste.

1:45 Stunden Fahrt: Ich lenke die Kinder mit einem Kartenspiel ab. Neben uns sitzt eine Mutter mit einem ca. 4 jährigen Kind. Der Kleine muss aufs Klo und die Mutter beginnt, ihm schnell die Schuhe dafür anzuziehen. Während ich die beiden beobachte und mich zurücklehnen möchte, wirft mein Kind aus Versehen die Uno-Karten auf den Boden. Mit beiden Kindern Uno zu spielen, ist ohnehin schwierig, vor allem, wenn man bei zwei Gegenspielern nur eine „Nimm 4“-Karte auf der Hand hat. Besser die Karte unterschlagen, bevor alles im Streit endet.

2 Stunden Fahrt: Meine Tochter ist müde und versucht, sich irgendwie über die Sitze zum Schlafen hinzulegen. Ich mache mir Gedanken, ob sie doch krank ist, halte sie im Arm, während ich mit dem anderen Arm mit dem Sohn weiter Uno spiele.

2,5 Stunden Fahrt: Die Tochter schläft doch nicht, sondern möchte aufs Klo. Ich gehe mit ihr mit und der Sohn wartet bei unseren Sachen. Ist es nicht herrlich entspannt, mit so großen Kindern im Zug zu verreisen? Ich freue mich. Zumal die Toilette auch keinen Wickelplatz gehabt hätte, ist es deutlich einfacher geworden als früher.

3 Stunden Fahrt: Warum erst jetzt??? Die Hauptstadtkinder freunden sich mit dem Kind gegenüber von uns an. Schade, dass in der Regionalbahn keiner Kaffee bringt, ich wäre jetzt bereit dafür. Superwoman! Hatte ich mir nicht auch etwas zu lesen gekauft?

3 Stunden Fahrt und 2 Minuten: Stelle fest, 3 Kinder sind quirliger als 2 Kinder. Wir lassen sie. Bis der Junge mit seiner Mutter noch mal zur Toilette geht. „Sollen wir Freunde sein?“ ruft ihm die Hauptstadttochter noch laut hinterher.

Und das bleiben sie auch. Bis zum Aussteigen. 3 Stunden 20 Minuten.Ist Zugfahren wirklich einfacher, wenn die Kinder größer werden? Ein Versuch.Nun gehen wir zu Fuß zu unserer Ferienwohnung. Unter Protest natürlich, selber gehen ist schließlich nicht so toll wie Zugfahren. Aber hier erwartete uns eine wunderschöne Wohnung, mit frischer Milch im Kühlschrank und Schokolade und Blümchen auf dem Küchentisch. Und ich bin mir sicher: es war gut, mit beiden Kindern loszufahren. Es ist gut.

Eure Svenja

Vielen Dank fürs Teilen <3

Ein Gedanke zu „Wie ich einmal dachte, die Kinder seien nun groß genug, um entspannt mit ihnen zu verreisen“

  1. Hallo Svenja,

    da überlege ich gerade, ob ich mit meinen Kids demnächst mit dem Zug auf den Weihnachtsmarkt fahren soll und dann lese ich deinen Beitrag. Ich musste Tränen lachen. Genau so wäre ein Zugfahrt bei uns vor ein paar Jahren auch noch abgelaufen. Ob es nun besser ist? ich weiß es nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mich jetzt noch traue.

    Ich finde Deinen Beitrag so super, dass ich ihn auf meinem Blog in den verlinkt habe.

    Liebe Grüße und danke für Deinen Text.
    Tanja

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