Rosa? Hellblau? Kunterbunt!

rosa hellblau

Stellt Euch vor, ein Flaschengeist taucht vor Euch auf und gestattet Euch drei freie Wünsche. Ich bin mir sicher, Euch würde etwas Gutes einfallen. Gesundheit, Liebe, Weltfrieden vielleicht. Auch wir haben die Tage ein Buch gelesen, in dem besagter Flaschengeist die Kinder nach ihren drei Wünschen fragte. Und das waren die beiden ersten Äußerungen der Hauptstadtkinder:

  1. alle Lego Nexo Knight Schilder haben
  2. Prinzessin sein

Eure Aufgabe nun: ordnet diese beiden Wünsche dem Sohn und der Tochter zu. Ist gar nicht so schwierig, oder?

Sind wir nur rosa und hellblau?

Wir sind Eltern eines Jungen und eines Mädchens. Aus mir unergründlichen Gründen scheint das für viele Außenstehende eine große Rolle zu spielen. Ich könnte auch sagen, wir sind Eltern zweier Kinder, aber ich wette mit Euch, die Frage ob Junge oder Mädchen ließe nicht lange auf sich warten. Und mit dieser Frage ein Rattenschwanz schlechter Tipps und ungefragter Ratschläge.

Bei den Kleinsten macht das Geschlecht noch keinen Unterschied, so dachte ich naiv, als ich erstmalig versuchte, meinen Babyjungen für einen Kitaplatz oder bei Tagesmüttern anzumelden. Ich lernte schnell, wäre er ein Mädchen gewesen, hätten wir eher einen Platz bekommen. Ein jungsstarker Geburtenjahrgang und alle Plätze sollten ausgeglichen vergeben werden. Die ersten Unterschiede ob Mädchen oder Junge kamen so von außen in unser Leben. Und dann kam seine Schwester.

Es wird ein Mädchen? So ein Glück! Zieht ihr bloß nichts in rosa an. Ist das ein Mädchen? Warum trägt sie dann blau?

Jeder hat eine Meinung dazu, wie weit die Gendererziehung gehen soll. Zusammengefasst sollen wir bloß froh sein, dass wir einen Jungen und ein Mädchen haben, sollen aber gleichzeitig bitte keinerlei Unterschiede machen, das Mädchen bloß nicht zu sehr wie ein Mädchen anziehen und den Jungen bitte bloß auch nicht wie ein Mädchen. Niemand hat sich je beschwert, dass der Junge zu viel blau trägt, aber Mädchen in rosa sind für viele scheinbar ein ganz rotes Tuch.

Heide Park
Wie gefährlich ist Kleidung in rosa und blau?

Einfach Kind!

Kleine Zicke oder Raufbold, oh, wie verabscheue ich diese allumfassenden Schubladen und alles was sie transportieren. Lassen wir unsere Kinder ihr Temperament erst mal zeigen, selbst entwickeln und wir werden feststellen, dass sie Zutaten aus beiden Schubladen mitgebracht haben. Wie wichtig ist hier die erste Zeit, wo sie das noch weitestgehend ungestört können. Ja, die Tochter hat eine Puppe nicht mehr losgelassen, sobald sie eine fand und eine greifen konnte, da hatte sie lange noch keine eigene. Und doch ist sie weit davon entfernt, selbst ein Püppchen zu sein. Und ja, der Sohn liebte Autos von Anfang an. Aber genauso ist er der sensiblere von den beiden und ließ sich eher von der Schwester zum Fußballplatz ziehen als umgekehrt. Es sind Kinder mit eigenem Charakter. Natürlich.

Aber dann zerplatzt die Familienblase so schnell

Kleine Jungs haben es schwer, wenn sie sich eine rosa Brotdose aussuchen oder einen Mini Maus Aufdruck auf dem Rucksack haben. Dinge, mit denen der Hauptstadtsohn in der Kita ausgelacht wurde und die wir gegen blaue austauschten. Um ihn zu schützen und gleichzeitig doch mit dem Wunsch, ihn so stark zu machen, dass er zu den Dingen stehen kann und doch ratlos nicht wissen, wie. Mit damals wenig Unterstützung aus der Kita. Es ist so schade.

Manchmal denke ich, das Mädchen hat es einfacher, es kann ohne Probleme den Cars-Pullover des Bruders tragen und seinen blauen Rucksack ausleihen. Und doch. Doch hat sie sich neulich beschwert, dass niemand in der Kita etwas zu ihrem Rock gesagt hat. Und doch wählt sie entschieden ihre Kleidung aus, weil sie die Schönste sein möchte. Woher kommt das?

Wenn man Kinder befragt, was der Unterschied sei zwischen Mädchen und Jungs, so sagen sie Jungs seien cool und Mädchen hübsch, so das Ergebnis einer Studie dazu.

Seitdem achte ich wirklich entschieden darauf, beiden gleichsam zu sagen, wie schön und cool sie sind. Scheinbar mit nur begrenztem Erfolg.

Und doch sich abgrenzen können…

Bei aller Kritik an all dem Umgang mit den Erwartungen und Klischees, so stelle ich doch auch fest, dass die Farben ein Stück weit ein Anker sind. Die Hauptstadtkinder teilen sich ein Zimmer, teilen sich das Spielzeug, verbringen viel Zeit zusammen. Es tut ihnen auch gut, in all dem gemeinsamen eine eigene Nische zu finden, und die der Tochter ist nunmal gefühlt rosa und die des Sohnes gefühlt blau. Sie haben Lego Nexo Knights und Lego Friends und sie haben den Luxus, dass sie mit beidem spielen können. Für sie ist es bedeutend, ein Mädchen beziehungsweise ein Junge zu sein. Und unsere Aufgabe besteht nicht darin, ihnen das auszureden. Unsere Aufgabe besteht darin, sie darin zu bestärken, dass es eben alles heißen kann, ein Junge oder ein Mädchen zu sein.

… ohne in eine Schublade zu wandern!

Hauptstadttochter, Du kannst pinke T-Shirts tragen, Dir das Eisköniginnen-Poster aufhängen, das rosa Duschgel kaufen. Aber Deine besten Freunde sind Jungs und sie können Deine besten Freunde bleiben. Du kannst Fußballtrikots anziehen, Pirat und Bauarbeiter spielen, Du kannst gut in Mathe sein und Du brauchst keinen Zopf in Deine wilden Locken zu flechten. Du bist cool.

Hauptstadtsohn, Du kannst Ritter, Ninjas und Fußballaufkleber sammeln. Du brauchst keine rosa T-Shirts zu tragen, um zu Deiner sanften Seite zu stehen. Du kannst Hausmann und Papa werden oder was immer Du möchtest. Du darfst kämpfen, raufen und Dich mit Deiner Schwester um den rosa Plastikbecher streiten. Du bist schön.

Ihr seid so viel. Ihr seid rosa, hellblau und ganz viel kunterbunt.

Eure Svenja

Kinder dürfen alles sein - für ein kunterbuntes Aufwachsen.

Noch einen klischeehaften Tag könnt Ihr hier nachlesen. Oder schreibt, was in Euren Kinderkleiderschränken hängt. Wie handhabt Ihr das mit den Farben, typisch, neutral oder ganz anders?

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5 Gedanken zu „Rosa? Hellblau? Kunterbunt!“

  1. Svenja, es ist so wundervoll, das von Dir zu lesen. Du bringst es auf den Punkt. Danke.
    Übrigens, ich nehme jeden Tag eine rosa Brotdose mit in die Arbeit 🙂

  2. Danke für deine Worte! mir fehlt in vielen Artikeln zur Debatte eine entspannte Haltung. Dein Pragmatismus gefällt mir. Ja meine Tochter darf rosa Eisköniginnenkitsch tragen und wenn du sie fragst, was ihre Lieblingsfarbe ist, sagt sie trotzdem kunterbunt! Alles Liebe

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