Gute Seiten. Schlechte Seiten. Und ein Neubeginn.

Good bye Berlin - Umzug ins Umland mit der Familie

„Wir ziehen nach Brandenburg!“ Noch immer kommt mir der Satz nicht so leicht über die Lippen, dabei habe ich ihn sehr oft gesagt in der letzten Zeit, während hier auf dem Blog Pause war. Ich habe ihn bei der Schuleingangsuntersuchung gesagt, bei der Arbeit, im Freundeskreis, zu mir selbst, zu Ämtern. Und während ich meine Zeit brauchte, mich an den Gedanken einer Wohnung fernab des Kreuzberger Trubels zu gewöhnen, hörte ich fast immer die gleiche Antwort: „Ihr macht für Euch genau das Richtige.“

In Berlin bleiben, ja oder nein?

Auf den Fußballplätzen hier im Kiez findet mein Sohn immer jemanden zum Spielen. Er traut sich auch Kinder anzusprechen, die einen Kopf größer sind als er. Die ihn erst ignorieren und dann doch mitspielen lassen. Oft ist es richtig lustig.

Ich bin immer dabei, wenn er zum Fußballspielen geht. Es ist der Großstadt geschuldet, breiten Straßen, vielen Menschen, dass Kinder hier allgemein nur in Begleitung unterwegs sind. Wir haben keinen Hof und keinen Garten, in dem die Kinder mal eben alleine spielen könnten.

Kreuzberg ist immer noch gelebte Vielfalt, das Viertel ist bunt, Parteien wie die Afd bekommen keinen Fuß auf den Boden. Die Freunde der Kinder kommen aus vielen Ländern.

In den Schulen aber trennt sich die Vielfalt. Während an unserer Schule die Eltern auf dem Elternabend anbieten, Ausflugkosten um die fünf Euro für andere gemeinsam mitzutragen, wird auf anderen Schulhöfen über neue Autos und Flüge nach New York diskutiert. Die Mischung wird oft nur geheuchelt.

Unsere Schule ist nah. Vieles lag dort in den vergangenen zwei Jahren im Argen. Aber wir haben tolle Eltern kennen gelernt, die sich mit dafür eingesetzt haben, dass sich einiges verbessert. Wir haben Dinge bewegen können.

Aber das Schulgebäude allein ist schon heruntergewirtschaftet. Die Schultoiletten sind eigentlich unbenutzbar. Wir haben kein Geld, sagt Berlin.

Mit dem Frühling und Sommer kommt Leben in die Stadt und Berlin ist so schön wie nie. Die Straßencafés füllen sich und die vielen Bäume machen die Wege grün.

Wenn die Kinder abends einschlafen, so können sie das nie bei offenem Fenster, denn der Lärm der Autos steigt hoch.

Wir bräuchten kein Auto in Berlin, denn alles ist mit öffentlichem Nahverkehr gut erschlossen. Die Kinder lieben es, Bus zu fahren.

Aber die Hauptstadttochter hat Angst, U-Bahn zu fahren. Zu oft hat sie dort Abgründe anderer miterlebt, die sie nur schwer verarbeitet.

Es gibt so viele Menschen in unserer Nachbarschaft, die mir ans Herz gewachsen sind. Die Frau aus dem kleinen Buchladen, die meinen Kindern vorgelesen hat, der Klavierverkäufer mit seinem Hund, der mich seit Jahren freundlich grüßt, auch wenn wir nie mehr als zwei, drei Sätze gesprochen haben. Andere Eltern, bei denen ich einfach immer glücklich bin, wenn sie zugleich mit uns auf dem Spielplatz sind.

Wir sehnen uns nach Entschleunigung, nach Wald, nach kürzeren Wegen.

Ich komme nicht aus Berlin, aber die Stadt ist meine Heimat geworden. Meine beiden Kinder sind in Berlin geboren, es gibt tausend Ecken in der Stadt, mit der ich eine Geschichte verbinde oder an denen ich mich einfach wohl fühle.Umzug mit der Familie aus Kreuzberg an den Stadtrand

Berlin ist voll geworden und wird immer voller. Fahrradfahren können wir bei uns in der Gegend oft nur im Slalommodus. Zu oft werden meine rücksichtsvoll fahrenden Kinder angemeckert oder ihr Klingeln wird überhört.

Wir wohnen in einer schönen Wohnung. Die Menschen hier im Haus sind nett, sie freuen sich über die Kinder und sind hilfsbereit.

Aber die Freund*innen, die wir unter den Nachbarn gewonnen hatten, sind schon lange ausgezogen. Die Wohnung ist zu klein. Eine größere Wohnung hier in der Gegend können wir uns als ein Paar mit zwei Universitätsabschlüssen nicht leisten.

Es ist keine schwarz-weiß Entscheidung. Das wird sie auch nie sein. Mein Herz gehört Berlin.

Aber nun steht unser Umzug ins Umland an. Und es fühlt sich einfach richtig an. Mit allem, worauf wir uns freuen und mit allem, was wir vermissen werden.

Auf ein Neues,

Eure Provinzpflanze

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